So, unser Besucher ist wieder fort
aber wir sind noch hier geblieben, weil es uns so gut gefällt in Pensacola Beach und auf dem Fort Pickens Campground. Allerdings mussten wir gestern innerhalb des Campingplatzes umziehen, da er übers Wochenende total voll ist und unser bisheriger Platz bereits reserviert war. Wir hatten Glück, den letzten freien Platz zu ergattern.
Wir haben jetzt eigentlich keine bestimmten Pläne mehr und können uns hier am Golf von Mexiko einfach treiben lassen.
Vorgestern nach dem Fahrradfahren war mein Hinterreifen plötzlich
platt. Hartmut hat versucht, ihn mit den Sachen aus seiner mitgebrachten
Werkzeugwunderkiste zu flicken, aber der Riss war zu groß und der Kleber
hat nicht gehalten.
Ein anderer Camper hat uns wohl
beobachtet und brachte uns zuerst eine Luftpumpe und später, als er
bemerkte, dass alle Mühe vergeblich ist, einen nagelneuen Schlauch in
der passenden Größe! Er wollte weder Geld dafür noch, dass wir ihm einen
neuen Schlauch besorgen. Hat gesagt, er freut sich, dass mein Fahrrad
wieder funktioniert :-) Einfach nur nett!
Später, als Hartmut nochmal Radfahren war, hatte ich noch ein sehr interessantes Gespräch mit einem Paar in unserem Alter aus Bosnien, die seit dem Krieg vor 20 Jahren in Amerika leben.
Gestern waren wir in Pensacola zum Einkaufen und haben anschließend in Pensacola Beach im Blue Fish - Red Fish Seafood gegessen.
Der heutige Tag begann mit einem weniger angenehmen Erlebnis:
Schon beim Aufwachen auf der neuen Camp Site haben wir Holzfeuergeruch wahrgenommen. Unsere neuen Nachbarn von schräg gegenüber hatten ein Feuer entfacht. Oh, haben wir gedacht, die bereiten ihr Frühstück auf dem Grill zu. Wir haben uns gefreut und ihnen freundlich zugewunken. Es kam aber kaum eine Reaktion, was uns schon gewundert hat. Aber irgenwie kamen uns die Leute gleich komisch vor. Ein älteres und ein jüngeres Paar, beide Frauen in seltsamen grauen Röcken gekleidet, die ältere von den beiden hatte einen langen, dünnen grauen Zopf, der ihr bis an die Knie reichte.
Wir haben dann auch unser Frühstück gerichtet und es uns vor dem Womo gemütlich gemacht. Auf einmal hat deren Feuerstelle nur noch gequalmt und es stieg stinkender blauer Rauch auf, der in unsere Richtung zog und beißend in unsere Nasen stieg. Wir konnten beobachten, wie sie immer wieder Müll auf die Feuerstelle warfen. Unsere Blicke nach drüben waren nun nicht mehr so freundlich.
Irgendwann sind alle vier mit ihren Fahrrädern davon gefahren, doch der giftige Rauch zog weiterhin in unsere Richtung. Da es unerträglich war, bin ich dann mal zu deren Feuerstelle gelaufen und hab lauter angekogelten Plastikmüll vorgefunden: Einen Wasserkanister, Plastikbecher, Plastiktütenreste und was nicht alles. Auf einem Campingplatz im State Park, sozusagen einem Naturschutzgebiet!
Ich hab die Sachen mit einem Scholzscheit aus der Glut geholt und um die Feuerstelle drapiert. Gleich konnte man wieder besser atmen.
Irgendwann kam die Familie zurück und sie haben bemerkt, dass der Müll von der Feuerstselle entfernt wurde. Die ältere Frau kam direkt auf uns zu. Ich dachte, sie wolle sich entschuldigen, aber sie stieg mit ihren Schuhen auf unsere Picknickgarnitur um von oben ein Bild von ihrer Familie gegenüber zu machen. Als ich sie wohl etwas entgeistert angeschaut habe, hat sie mich angelächelt und gefragt, wie es mir geht. Schlecht, hab ich geantwortet. Der Gestank von ihrer Feuerstelle sei so unerträglich, dass ich davon Kopfschmerzen bekommen hätte.
"I'm sorry", hat sie geantwortet "but it is removed now"!!!
Stimmt! ;-)
Den herrlichen Tag haben wir uns davon aber nicht vermiesen lassen.
Am Strand haben wir Paula und Chris aus Missouri kennengelernt und ein sehr nettes Gespräch geführt.
Und gerade als ich da sitze und schreibe, kommt ein behinderter Jugedlicher, der mit einer Gruppe da ist, auf mich zu, gibt mir die Hand und sagt "I'm John". Er fragt woher wir kommen. Als ich ihm sage aus Deutschland, ist er total beeindruckt und fragt, ob wir das Wohnmobil im Flugzeug mitgebracht hätten, denn das wären ja tausende von Meilen! Wir reden eine Weile und zum Abschied wünscht er mir "eine gute Zeit in seinem Land".
Am Abend kam plötzlich das Paar aus Bosnien, zu unserer neuen camp site. Sie wollten sich von uns verabschieden, da sie morgen früh bald los fahren würden. Ivanka wollte uns unbedingt ihre Telefonnummer geben, damit wir sie anrufen können, falls wir mal in ihre Gegend kommen. Sie leben in Kentucky in der Nähe von Lexington.
Als es schon stockdunkel ist, wir am Lagerfeuer sitzen, kommt unser Nachbar Steve um die Ecke, den wir am Nachmittag nur kurz beim Zeltaufbau kennengelernt haben. Er sagt "hallo", wir laden ihn auf ein Bier ein, er war in den Siebzigern in Deutschland, ist per Anhalter durch Griechenland gereist und ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner.
Mit offenem Dachfenster über unserem Bett schlafen wir später ein - der Sternenhimmel von Florida leuchtet über uns :-)
Seht mal: unser Amerikareise-Puzzle hat sich ganz schön gefüllt auf dieser Reise...