Freitag, 7. Oktober 2016

Eine Nacht in Kentucky



Auf dem Weg nach Illinois kommen wir durch Kentucky. Es ist Nachmittag, Zeit, sich nach einem Platz für die Nacht umzuschauen. An irgend einer Exit fahren wir raus, die Landschaft ist nichtssagend, aber ein Schild weist auf einen Campground in einer halben Meile hin.
Das Office ist abgeschlossen, wir schauen uns etwas ratlos um, der Platz schaut nicht sehr einladend aus, riesen RV's stehen aneinandergereiht, dazwischen noch einzelne Plätze frei.
Wir überlegen gerade noch, was wir machen, ob wir wieder fahren sollen, da kommen die Hosts, ein äteres Ehepaar, mit einem Golfwägelchen angedüst. Wir fragen nach einem Platz für eine Nacht. Ja, das wäre möglich, sagen sie. Der Mann steigt aus und schließt das Office auf und die Frau lädt mich ein, im Golfwägelchen mitzufahren, damit sie mir unseren Platz zeigen kann. Dann fährt sie mit mir, ihr Hündchen auf dem Schoß zum entlegendsten Winkel des Platzes. Ob wir wirklich nur eine Nacht bleiben wollen, fragt sie unterwegs. Ja, sage ich fast entschuldigend. Dann zeigt sie mir den vorgesehenen Platz, betont aber, dass er nur eine Nacht frei sei. Er ist gigantisch. Der allerschönste auf dem ganzen Campground. Wir stehen auf einer Wiese unter einem großen Baum direkt an einem kleinen See, aus dem  immer wieder Schildkröten auftauchen :-) 





Als wir gerade dabei sind, unsere Stühle herauszuholen, um uns am Ufer niederzulassen, kommen die beiden nochmal vorbei gefahren und bringen uns Bonbons! Total süß!
Hinten höre ich Hartmut schimpfen, weil ihm beim Ausräumen der Stühle zum zigten Male der Holzstapel, den wir noch vom Peace Vallay CG übrig hatten, entgegen gefallen ist. Er beschließt spontan, dass das Holz heute noch verbrannt wird.
Später, als es dämmert, entzünden wir auf der Feuerstelle unser kleines Feuerle.

Wir haben ihn nicht kommen sehen. Plötzlich steht ein Mann neben uns, den ganzen Arm voller Holz, sagt, er sei Jim von schräg gegenüber und habe gesehen, dass wir nur so wenig Holz hätten. Er habe genug und es sei auch ganz trocken und würde gut brennen.
Wir sind total verblüfft, unterhalten uns dann eine Weile mit ihm. Er erzählt, dass sein Bruder in den Sechziger Jahren in Deutschland, in Heidelberg, stationiert war.

Wir zwei sitzen später noch lange am Lagerfeuer, die Moskitos haben längst aufgehört uns zu stechen. Wir reden darüber, was wir schon alles erlebt haben auf dieser Reise, wo unser Womo schon überall herum gekommen ;-) ist und was für wunderbare menschliche Begegnungen wir hatten.

Eine laue, dunkle Nacht in Kentucky,  über uns ein Sternenzelt, ein Ort, dessen Namen wir nicht kennen, ein namenloser See, unbedeutend vielleicht, aber doch eindrucksvoll.






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