Als wir heute Früh die Vorhänge aufgezogen haben sahen wir strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, was gar nicht so selbstverständlich war, nachdem es gestern buchstäblich den ganzen Tag ununterbrochen geregnet hat und wir das Wohnmobil wirklich überhaupt nicht verlassen konnten. An einen solchen Tag können wir beide uns in unserer ganzen Wohnmobilurlaubsvergangenheit nicht erinnern!
Wir haben viel gelesen und hatten beim Aufschauen immer diesen tristen Ausblick vor uns:
In der Nacht hat es ganz fürchterlich gestürmt, das Wohnmobil hat gewackelt und geknarzt und obwohl alle Fenster geschlossen waren, wir hatten nämlich nur wenig über Null Grad, konnte man die Brandung bis ins Bett hören. Einmal dachte ich, die Wellen kommen bis rauf und überspülen den Campground.
Und so sah es am Strand auch, als wir uns gleich nach dem Frühstück zu unserem täglichen - außer gestern ;-) Beach Walk aufgemacht haben.
Überall angespülte, zerbrochene Muscheln.
Vor uns war heute - wahrscheinlich der kühlen Temperaturen wegen - noch kaum jemand unterwegs gewesen. Immerhin hatten wir inzwischen aber doch schon 5 Grad :-)
Wir laufen meistens vom Campingplatz (der blaue Punkt ist unsere Campsite) vor an den herrlichen Strand und dann am Meeressaum entlang bis vor um die westliche Spitze von Santa Rosa Island herum, wo in den Dünen das eigentliche alte Fort liegt.
Ganz vorne an der Spitze trifft man meist Angler, die ihre Fahrzeuge auf dem Parkplatz beim Fort stehen haben, ansonsten auf dem ganzen Weg oft niemanden.
Heute haben wir unterwegs etliche blaue "Portugiesische Krieger", die wir ja inzwischen kennen und fürchten, gesehen. Sehr heimtückisch war, dass viele so winzig klein und vom Sand überweht waren, dass man sie oft kaum wahrnehmen konnte.
Am Nachmittag sind wir nochmal mit den Rädern durch das Kiefernwäldchen zum alten Fort gefahren.
Fort Pickens ist ein ehemaliges Küstenfort, das nach dem Britisch-Amerikanischen Krieg 1812 angelegt wurde, um die Einfahrt zur Bucht und zum Hafen von Pensacola zu schützten.
Von 1886 bis 1887 war der Apachenhäuptling Geronimo als Gefangener hier im Fort untergebracht.
Mitten durch den Wald ist es ein Katzensprung, vielleicht 1 1/2 Meilen vom Campground entfernt und Hartmut kommt da auf seinen Rumstreuner-Radtouren (das bedeutet, wenn er plötzlich verschwunden ist und ich keine Ahnung habe, wann er wieder auftaucht - meistens nimmt er auch kein Handy mit) jeden Tag mindestens einmal vorbei.
Aber heute war schon besonders, dass da zwei nostalgische Soldaten rumstanden.
Wir haben unsere Räder abgestellt und sind durchs Tor in den Innenhof gelaufen. Plötzlich kommt eine Frau vom National Park Service auf uns zugestürmt und drückt uns mit ein paar freundlichen Worten eine Broschüre über das Fort in die Hand.
Ich schau die Frau an und stutze. Sie schaut mich auch seltsam an. Ich schiele auf ihr Namensschild und es haut mich fast um! Mary Ann Schaefer steht da. Ich sage: Ich kenne dich. Sie sagt sofort: Ich dich auch, wir haben uns im Big Bend Nationalpark getroffen.
Das ist doch nicht zu fassen: Sie und ihr Mann Ray waren Hosts auf dem Big Bend Campground ganz im Süden von Texas, an der mexikanischen Grenze, auf dem wir vor zwei Jahren ein paar Tage verbracht haben. Wir haben uns täglich unterhalten und abends durch Rays Riesenteleskop den Supermoon betrachtet. Rays Großeltern kommen ursprünglich aus Bayern und sie hatten gehofft, dass sie vielleicht mit Margit und Charlie verwandt sind, von denen wir ihnen erzählt haben. Später zu Hause bekam ich sogar eine E-Mail von ihrer Tochter, die sie mit Nachforschungen über die Herkunft ihrer Familie beauftragt hatten. Natürlich sind sie nicht verwandt. Wir hatten ihnen gesagt, dass Schäfer bei uns ein gebräuchlicher Name ist, aber sie haben es trotzdem gehofft.
Und nun steht in diesem riesigen Land plötzlich Mary Ann wieder vor uns! Das ist so unglaublich!
Und witzigerweise hatte ich zuvor Ray fotografiert, ohne ihn wiederzuerkennen: Er ist der ältere der beiden kostümierten Soldaten :-)
Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt.
Später machen wir unseren obligatorischen Sonnenuntergangsspaziergang zum Strand.
P.S.: Und heute haben wir wieder einen Supermoon ;-)
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