Mittwoch, 28. September 2016

Shenandoah



Harpers Ferry:
 




Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Karen hatte uns den Tipp gegeben, hierher zu kommen, wir hatten vorher noch gar nicht davon gehört. In Harpers Ferry fließt der Shenandoah in den Potomac River und genau hier treffen sich drei Bundesstaaten: Maryland, Virgina und West Virginia. Außerdem führt der Appalachichen Trail durch das Städtchen.
Unser erster Weg führte uns ins Visitor Center auf einem Hügel außerhalb gelegen. Eigentlich wollten wir vom Park Ranger wissen, ob es einen Trail gibt, der zu einem Aussichtspunkt führt, von wo aus wir eine Sicht auf alle drei Staaten und das Zusammentreffen der Flüsse hätten.
Der gute Mann hat uns aber die ganze Zeit nur vom Civil War und General Jackson erzählt und dass wir unbedingt auf das battle field müssten. Er hat sich richtig reingesteigert und emotional von den Kriegsgeschehen berichtet. Man hätte meinen können, er wäre selbst dabei gewesen ;-)
Auf nochmalige Nachfrage nach einem Trail und dem Hinweis, dass auf der Karte doch ein Trail nach Harpers Ferry und "The Point" eingezeichnet wäre, meinte er:  Nein, den Trail sollten wir lieber nicht gehen, er wäre sehr schwierig und sehr steil mit sehr hohen Steinstufen. Er selbst würde ihn auch nicht gehen. Das hat uns schon etwas verunsichert, wir haben es dann aber doch gewagt - und haben es geschafft!
Beeindruckend, plötzlich am Shenandoah River zu stehen von dem man bisher nur gehört und davon geträumt hat, einmal hier zu sein.










Und der Ranger hatte schon recht, Harpers Ferry ist wirklich sehr geschichtsträchtig. Hier versuchte zum Beispiel John Brown mit seiner Armee von 21 (!) Mann, die amerikanischen Sklaven zu befreien. Diesen Aufstand musste er mit dem Tode durch den Strang bezahlen. Doch dieser kleine Abenteuerfeldzug war im Grunde der Beginn des gesamten überaus blutigen Konfliktes, der nun folgte. Harpers Ferry stand dabei im Mittelpunkt des Interesses sowohl der Union als auch der Konföderierten, es wurde während des Krieges insgesamt acht mal eingenommen!
West Virginia ist übrigens als Folge des Civil War entstanden.















Wir sind dann noch bis zum Shenandoah River State Park Campground gefahren und haben  beeindruckt von dem Erlebten den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen. Über uns ungefähr eine Milliarde Sterne!


Übrigens: Seit diesem Campground gibt es wieder bärensichere Müllcontainer.
Und: Wir haben hier in der Wildnis kein Internet und ich habe keine Ahnung, wann ich diesen Eintrag (und auch den von Washington) online stellen kann.



Nachdem wir am nächsten Tag in Front Royal vollgetankt und uns mit Vorräten eingedeckt hatten, da wir jetzt fast 1000 km durch die Blue Ridge Mountains fahren und nicht wissen, wann es wieder was gibt ;-) ging es Richtung Shenandoah National Park. Bei freundlichem Wetter, die Berge waren ein bisschen in Wolken gehüllt, fuhren wir auf den Skyline Drive, eine Scenic Route, die ganz oben auf dem Grat entlang verläuft, ziemlich parallel zum Appalachian Trail. Im Dickey Ridge Visitor Center wollten wir uns nach schönen Trails erkundigen. Der sympathische Ranger, Thomas Weinsberg, hat sich gefreut, dass er mit uns ein bisschen Deutsch sprechen konnte und hat uns seine Lieblings-Wanderwege verraten. Er war mit der Army in Bamberg stationiert und mehrere Male in Würzburg gewesen. Auf meine Frage, ob es viele Bären in der Gegend gäbe, hat er gelacht und gesagt, er hätte gestern den 150. in dieser Saison gesehen!!! Ich solle Geräusche machen und mich mit meinem Mann unterhalten, dann würden sich 99 % von ihnen zurück ziehen. Ich hab lieber nicht gefragt, was mit dem übrigen 1 % ist!
Kurz darauf sind wir an der Strecke auf ein oder zwei Outlooks mit super Aussicht über das Shenandoah-Tal gefahren, haben uns aber gar nicht mit Fotografieren aufgehalten, da wir wussten, es würden ja noch etliche folgen. Das war auch so, aber die Hinweisschilder haben wir gar nicht mehr gefunden, da wir kurz darauf oben auf dem Bergrücken waren und mitten in den Wolken, die wir von unten um die Berge haben tanzen sehen.









Ich hatte meinen Mann heute Früh eingeladen, dass ich ihn fahren würde. Er hat es auch dankbar angenommen und sich entspannt auf dem Beifahrersitz zurück gelehnt. Das habe ich bald bereut. Nach gut 50 Meilen hatte ich genug, das Fahren auf der kurvenreichen Straße war so beschwerlich, hat die Augen so angestrengt, dass wir uns auf dem ersten Campground, dem Big Meadows, einen Platz gesucht haben. Kurz darauf begann es auch noch zu regnen, was sag ich: wie aus Kannen zu schütten und wir haben es uns in unserem Womo gemütlich gemacht, froh darüber, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten und nicht wie viele hier, im Zelt schlafen müssen. Am Abend haben wir dann im Radio die 1. Debatte Clinton/Trump angehört.








Beim check in hatte ich der Rangerin natürlich wieder meine obligatorische Frage nach Bären gestellt. "Ja", hat sie gesagt, "du hast gute Chancen hier einen zu sehen, heute sind schon drei über den Campground gelaufen." Kurz darauf habe ich auch das Schild entdeckt:




Hm, stellt sich unweigerlich die Frage: Wessen Territorium ist das hier eigentlich? Wer ist hier wirklich ungebetener Gast?










Am nächsten Morgen ist wieder herrliches Wetter, Sonnenschein mit ein paar Wölkchen, ein kleines bisschen herbstlich vielleicht. Gleich nach dem Frühstück gehen wir auf Wandertour. Ich gebe mir sehr große Mühe, keinem Bären zu begegnen und bin am Ende der schönen Wanderung froh, dass wir keinen gesehen haben.



Der legendäre Appalachian Trail ist wieder ganz in der Nähe und wir laufen ihn auch ein Stückweit.






An einer Picknick Stelle treffen wir einige AT-Wanderer, ganz Junge, aber auch Männer mit grauen Bärten, die Brotzeit machen und ihre nassen Zelte trocknen. Ich habe einen solchen Respekt vor den Leuten, die tausende von Kilometern laufen, mit ihren Rücksäcken auf dem Rücken, minimalst gepackt. Manche gehen den Trail tatsächlich in einer Saison von Georgia bis nach Maine. Die meisten allerdings etappenweise. Und das bei Wind und Wetter. Natürlich unterhalten wir uns später beim Wandern darüber, was die wohl gestern bei dem Unwetter gemacht haben, sicher haben nicht alle von ihnen  noch rechtzeitig eine Schutzhütte zum Übernachten gefunden.





Washington

Unser nächstes Ziel war Washington DC, the Capitol City!
Vom Campground Cherry Hill aus sind wir zunächst mit dem Bus und ab Collage Park mit der Metro in die Stadt gefahren. Es war ein heißer, wolkenloser Tag.
Auf dem Weg zum Hopp on Hopp off Bus standen wir plötzlich vor dem Naturkundlichen Museum und ich wollte schnell ein Blick rein werfen. Es war unglaublich interessant und anschaulich  dargestellt.Wenn es heute geregnet hätte, wüsste ich, was wir getan hätten.







Gleich daneben der Sculpture Garden.


















Jetzt kam aber unser Bus und wir sind stiegen erst mal ein. Die Fahrt ging an etlichen Sehenswürdigkeiten vorbei zum Potomac River. Es war eiskalt im Bus, so dass wir uns gleich tiefgekühlt gefühlt haben. Wer mich kennt, weiß, dass ich das Kühle mag, aber das war selbst mir zu viel. Hartmut war sofort einverstanden, als ich vorschlug, auszusteigen und Richtung Capitol zu Fuß zu gehen. Sofort hat uns die Hitze fast erschlagen und wir sind in der Washington Mall, sozusagen dem grünen Wall, von einem schattigem Baum zum nächsten schattigem Baum geeilt, bis wir am Capitol waren. Es hat sich aber gelohnt:







Dann das gleiche Spiel zurück: Wo ist ein bisschen Schatten? Unterwegs hat uns eine Frau gefragt, ob wir wüssten, wie weit es zum Natural History Museum sei. Nicht weit, haben wir gesagt, vielleicht eine Meile auf der rechten Seite. Wir seien wohl Europäer, hat sie gemeint, dass wir das alles laufen würden ;-)
Wir waren inzwischen auf dem Weg zum Weißen Haus, haben unterwegs aber nochmal im Sculpture Garden Rast gemacht und was Kühles getrunken.







Am Weißen Haus angekommen waren wir dann wirklich völlig erhitzt und erschöpft.









Ich wollte nur noch zu den Grünanlagen am Potomac. Ist nicht weit, hat mein Mann gesagt und ist voraus geeilt, vorbei am World War II Museum und am Washington Memorial.









Hier war irgend was im Gange, alles abgesperrt, Menschenmassen und hunderte Toilettenhäuschen aufgestellt, ringsrum Polizei. Aus der Presse haben wir dann zwei Tage später erfahren, dass Präsident Obama da gerade das nagelneue African-American-History-Museum eröffnet hat.






Am Abend hatten wir dann nach einigen Schwierigkeiten (die Metro ist ausgefallen, angeblich wegen Signal Problems) doch noch ein angenehmes Wiedersehn mit Patricia, die für ein Jahr als Au Pair hier in Arlington lebt.


Mit der Metro und dem letzten Bus an diesem Abend sind wir dann zurück zum Campground gefahren. An der Bushaltestelle haben wir unsere unmittelbaren Campingnachbarn getroffen, die zu unser Verwunderung zwei Tage lang gruß- und sprachlos an uns vorüber gegangen sind. Plötzlich waren sie sehr nett und haben sich bei uns dafür entschuldigt, dass sie nur sehr wenig English sprechen würden, da sie  Franco-Kanadier seien..... ;-)

Ach ja, und gewaschen haben wir hier auch, da es auf dem Campground eine sehr saubere Laundry gab und die Wäsche bei dem herrlichen Wetter schnell trocken geworden ist :-)







Tags drauf ging es weiter nach Leesburg. Hier haben uns mit meiner Cousine Karen Corcoran geroffen, die hier lebt. Sie hat uns zusammen mit ihrer Freundin Joan durch die wunderschöne historische Innenstadt geführt (es war auch noch Künstlermarkt an diesem Samstag) und wir hatten einen wirklich netten Nachmittag miteinander.












Am Abend haben wir der Outlet Mall noch einen kurzen Besuch abgestattet.














Freitag, 23. September 2016

Chesapeake Bay




Bei bedecktem Himmel haben wir uns wehmütig vom Atlantik verabschiedet und sind über Ocean City -ab da waren wir in Maryland - im Süden der Halbinsel auf direktem Weg an die Chesapeake Bay gefahren.
Wohin jetzt? Wo ist es schön?
Wir haben uns an den Reisebericht von Doris und Heinz erinnert, die vor 14 Tagen hier waren und sind vom Hwy 50 links abgebogen Richtung Tilghman Island.
St. Michael hat uns begeistert! Wir haben uns einen Parkplatz gesucht und sind durch das altertümliche Städtchen gebummelt.











Dann wollten wir uns eigentlich einen Campingplatz Richtung Bay Bridge suchen, aber auf dem Weg zu unserem Womo sind wir hier vorbei gekommen und waren uns sofort einig: hier wollen wir heute Abend essen!



Und so sind wir einfach geblieben.

An urigen Picknicktischen haben wir ein tolles Plätzchen direkt am Wasser ergattert und uns kühlen Wein, Scallops und natürlich Crabs bestellt.





Plötzlich kommen von einem Tisch schräg hinter uns deutsche Stimmen. Wir drehen uns um und haben sofort Kontakt zu einem sympathischen jungen Paar aus Nordeutschland. Damit wir uns nicht den Nacken verrenken kommen die beiden zu uns an den Tisch und was soll ich sagen: Wir haben einen super netten, unterhaltsamen Abend, die beiden sind genauso reiselustig wie wir und auch Nordamerika- und Südafrikafans. Und nach Australien und Neuseeland wollen sie auch noch;-)
Während wir da sitzen geht die Sonne spektakulär unter und die Wolken lichten sich sichtbar, bis über uns ein klarer Sternenhimmel ist.







Die Zeit vegeht wie im Flug und irgendwann merken wir, dass wir die letzten Gäste sind. Die zwei schwingen sich auf ihre Räder (sie haben ihre eigenen Fahräder von zu Hause mitgebracht!) und wir drehn in der warmen Sommernacht noch eine Runde durch das Städtchen - und natürlich trinken wir beim Italiener am Straßentischen noch einen Cocktail.


Unser Übernachtungsplätzchen am Yachthafen...


.... und unser Frühstücksplätzchen am nächsten Morgen an der Claiborne Boatramp:-)




Anschließend haben wir uns noch ein bisschen an der zerklüfteten Chesapeak-Küste nordwärts getummelt, sind dann über die Bay Bridge Richtung Washington gefahren.






 Unterwegs haben wir noch einen Stadtbummel durch die historische Altstadt vonAnnapolis gemacht.