Mittwoch, 14. September 2016

Rhode Island

Eigentlich wollte ich heute ja  keinen Blogeintrag machen, aber dann kamen solche Erlebnisse, die ich einfach teilen muss! Deshalb heute mehr Text als Bilder.

Heute früh bin ich auf dem Campground in Bourne duschen gegangen und als ich aus dem Shower House raus kam, war kein Hartmut und auch kein Wohnmobil mehr in Sicht! Ich muss ein wenig verlassen ausgeschaut und betröppelt dreingeschaut haben, mit meinem kurzen Duschkleidchen, Shampoo in der Hand und halbverzweifeltem Blick. Ein alter Mann mit Fahrrad saß auf einer Bank vor dem Sanitärhaus, trank aus seiner Wasserfalsche und sprach mich an, ob "mein boyfriend mich verlassen hätte". Zuerst hatte ich ja keine Lust auf Konversation in  meinem lächerlichen Outfit, aber er war einfach unwiderstehlich.
Da ich ohnehin nichts besseres zu tun hatte, ließ ich mich auf das Gespräch ein. Er fragte, woher ich käme, war begeistert und erzählte, dass er Richard heißt, 72 Jahre alt sei und schon in Deutschland, Österreich und Ungarn Rad gefahren wäre. Einmal von Wien nach Budapest. Auch in Heidelberg und Rothenburg sei er schon gewesen und seine Frau würde die Stadt mit den "painted houses" lieben. Ich hab eine Weile gebraucht, bis ich drauf gekommen bin, dass er Oberammergau meint.
Was mein Lieblingort in den USA sei, hat er mich gefragt. "Belleville" habe ich geantwortet :-)

Inzwischen ist auch Hartmut dazu gekommen (er war beim Womo-Entsorgen) und wir haben uns beide weiter mit Richard unterhalten, ein wirklich interessanter Mann. Er sei schon auf der ganzen Welt gewesen und habe sich nach seinem Ruhestand hier auf Cape Cod niedergelassen, weil dies das schönste Fleckchen Erde sei.
Wie wir denn weiter fahren wollen, hat er uns gefragt. Hartmut hat gewantwortet, dass er unbedingt über Long Island fahren wolle. Das sollten wir lieber lassen, hat er gesagt, wir würden wahrscheinlich stundenlang im Stau stehen.
"Oder tut es doch", meinte er zum Schluss, dann sagt ihr hinterher wenigstens: Richard hat Recht gehabt!







Wir fuhren dann weiter, kamen über gigantische Brücken, um die Narraganset Bay zu überqueren und waren schon bald in Rhode Island, dem glaube ich kleinsten Bundesstaat der US. Jedenfalls ist der Sticker auf unserem Amerika Puzzle so kein, dass es schwieig ist, ihn richtig zu plazieren.

das ganz kleineTeilchen links von Cape Cod/Massachusetts


Beinahe wären wir schon durch gefahren und in Connecticut gewesen, aber ich wollte hier wenigstens einmal übernachten. So haben wir gerade noch den den Campgground im Mini State Park in Charlestown gefunden, wunderschön zwischen dem wilden Atlantik und dem Charlestown Breachway gelegen.





Ein ganz kleiner Campgrund in traumhafter Lage aber mit winzigen Sites - kein Problem, wir haben ja auch ein Miniwohnmobil - man kann parken und dann vor dem Womo gerade noch einen Tisch und Stühle aufstellen. Wir nehmen einen der wenigen (numerierten und mit Steinen abgegrenzten) freien Plätze (neben uns steht ein Uralt RV mit uraltem, furchtbar lautem und stinkendem Generator - aber das macht uns nichts aus, denn die sind nur von 8 to 8 erlaubt), melden uns an, bezahlen und gehen erst mal zum nahen Strand. Als wir zurück kamen, staunten wir nicht schlecht. Da hatte unser lauter Nachbar einen riesigen Pickup kuschelnah an unserem Womo auf unserer Campsite geparkt.






Wir hatten nun wirklich keine Möglichkeit mehr, einen Tisch neben dem Womo aufzustellen, kaum dass wir noch ins Auto gekommen sind. Wir standen ratlos da, die frechen Nachbarn saßen auf der anderen Seite vor ihrem RV - eine ganze Clique richtiger Assis - und haben uns herausfordernd beobachtet. Ich bin dann zur Park Rangerin gegangen und hab ihr das Problem vorgetragen. Eine ganz junge Frau, vielleicht 20, sie wusste wohl um die problematischen Leute und hat uns geraten, umzuziehen. Nicht der richtige Weg, aber sie wollte sich wohl nicht mit denen anlegen - und wir auch nicht.
A-löcher gibt es halt überall,  in Amerika hatten wir bisher aber noch keine getroffen.

Wir sind dann umgezogen und haben uns gleich viel besser gefühlt!

Hartmut hat den Grill angeheizt (es gibt Calamaris und Bay Scallops) und unseren Campingtisch und die heute bei Homedepot neu erstandenen Stühle aufgebaut. Ich wollte uns einen Sundowner einschenken, hab mich aber gerade noch daran erinnert, dass Alkohol auf dem Platz verboten ist.














Trotzdem trinkt hier jeder, wirklich jeder! Einschließlich uns! Die Nachbarn aus Kaffeetassen (ich hab aber die Rotweinflasche gesehen, aus der sie nachgeschenkt haben) und wir halt aus Tupperbechern ;-)









Donna-Marie, die mit ihrem Camper hinter uns steht und ein Tischchen und zwei Stühle raus stellt, obwohl sie alleine reist, trägt ihre Weinflasche verstohlen unter ihrer Strickjacke versteckt zum Strand, von wo aus sie den Sonnenuntergang beobachtet.
Später wird sie mich noch in ihr Wohnmobil einladen, sehr schnuckelig und gemütlich eingerichtet, natürlich mit riesigem für die amerikanischen RV's typischem Refrigerator - darauf bin ich wirklich neidisch. Sie ist übrigens Schönheitschirurgin und kommt aus "East Berlin" in Connecticut.


P.S.: Heute hätten wir zum dritten Mal ernsthaft unser Wohnmobil verkaufen können!!!



1 Kommentar:

Christel hat gesagt…

wirklich interessante Begegnungen - ich freue mich jeden Tag auf Eure Einträge