Harpers Ferry:
Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Karen hatte uns den Tipp gegeben,
hierher zu kommen, wir hatten vorher noch gar nicht davon gehört. In
Harpers Ferry fließt der Shenandoah in den Potomac River und genau hier
treffen sich drei Bundesstaaten: Maryland, Virgina und West Virginia.
Außerdem führt der Appalachichen Trail durch das Städtchen.
Unser
erster Weg führte uns ins Visitor Center auf einem Hügel außerhalb gelegen. Eigentlich wollten wir vom
Park Ranger wissen, ob es einen Trail gibt, der zu einem Aussichtspunkt
führt, von wo aus wir eine Sicht auf alle drei Staaten und das
Zusammentreffen der Flüsse hätten.Der gute Mann hat uns aber die ganze Zeit nur vom Civil War und General Jackson erzählt und dass wir unbedingt auf das battle field müssten. Er hat sich richtig reingesteigert und emotional von den Kriegsgeschehen berichtet. Man hätte meinen können, er wäre selbst dabei gewesen ;-)
Auf nochmalige Nachfrage nach einem Trail und dem Hinweis, dass auf der Karte doch ein Trail nach Harpers Ferry und "The Point" eingezeichnet wäre, meinte er: Nein, den Trail sollten wir lieber nicht gehen, er wäre sehr schwierig und sehr steil mit sehr hohen Steinstufen. Er selbst würde ihn auch nicht gehen. Das hat uns schon etwas verunsichert, wir haben es dann aber doch gewagt - und haben es geschafft!
Beeindruckend, plötzlich am Shenandoah River zu stehen von dem man bisher nur gehört und davon geträumt hat, einmal hier zu sein.
Und der Ranger hatte schon recht, Harpers Ferry ist wirklich sehr geschichtsträchtig. Hier versuchte zum Beispiel John Brown mit seiner Armee von 21 (!) Mann, die amerikanischen Sklaven zu befreien. Diesen Aufstand musste er mit dem Tode durch den Strang bezahlen. Doch dieser kleine Abenteuerfeldzug war im Grunde der Beginn des gesamten überaus blutigen Konfliktes, der nun folgte. Harpers Ferry stand dabei im Mittelpunkt des Interesses sowohl der Union als auch der Konföderierten, es wurde während des Krieges insgesamt acht mal eingenommen!
West Virginia ist übrigens als Folge des Civil War entstanden.
Wir sind dann noch bis zum Shenandoah River State Park Campground gefahren und haben beeindruckt von dem Erlebten den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen. Über uns ungefähr eine Milliarde Sterne!
Übrigens: Seit diesem Campground gibt es wieder bärensichere Müllcontainer.
Und: Wir haben hier in der Wildnis kein Internet und ich habe keine Ahnung, wann ich diesen Eintrag (und auch den von Washington) online stellen kann.
Nachdem wir am nächsten Tag in Front Royal vollgetankt und uns mit Vorräten eingedeckt hatten, da wir jetzt fast 1000 km durch die Blue Ridge Mountains fahren und nicht wissen, wann es wieder was gibt ;-) ging es Richtung Shenandoah National Park. Bei freundlichem Wetter, die Berge waren ein bisschen in Wolken gehüllt, fuhren wir auf den Skyline Drive, eine Scenic Route, die ganz oben auf dem Grat entlang verläuft, ziemlich parallel zum Appalachian Trail. Im Dickey Ridge Visitor Center wollten wir uns nach schönen Trails erkundigen. Der sympathische Ranger, Thomas Weinsberg, hat sich gefreut, dass er mit uns ein bisschen Deutsch sprechen konnte und hat uns seine Lieblings-Wanderwege verraten. Er war mit der Army in Bamberg stationiert und mehrere Male in Würzburg gewesen. Auf meine Frage, ob es viele Bären in der Gegend gäbe, hat er gelacht und gesagt, er hätte gestern den 150. in dieser Saison gesehen!!! Ich solle Geräusche machen und mich mit meinem Mann unterhalten, dann würden sich 99 % von ihnen zurück ziehen. Ich hab lieber nicht gefragt, was mit dem übrigen 1 % ist!
Kurz darauf sind wir an der Strecke auf ein oder zwei Outlooks mit super Aussicht über das Shenandoah-Tal gefahren, haben uns aber gar nicht mit Fotografieren aufgehalten, da wir wussten, es würden ja noch etliche folgen. Das war auch so, aber die Hinweisschilder haben wir gar nicht mehr gefunden, da wir kurz darauf oben auf dem Bergrücken waren und mitten in den Wolken, die wir von unten um die Berge haben tanzen sehen.
Ich hatte meinen Mann heute Früh eingeladen, dass ich ihn fahren würde. Er hat es auch dankbar angenommen und sich entspannt auf dem Beifahrersitz zurück gelehnt. Das habe ich bald bereut. Nach gut 50 Meilen hatte ich genug, das Fahren auf der kurvenreichen Straße war so beschwerlich, hat die Augen so angestrengt, dass wir uns auf dem ersten Campground, dem Big Meadows, einen Platz gesucht haben. Kurz darauf begann es auch noch zu regnen, was sag ich: wie aus Kannen zu schütten und wir haben es uns in unserem Womo gemütlich gemacht, froh darüber, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten und nicht wie viele hier, im Zelt schlafen müssen. Am Abend haben wir dann im Radio die 1. Debatte Clinton/Trump angehört.
Beim check in hatte ich der Rangerin natürlich wieder meine obligatorische Frage nach Bären gestellt. "Ja", hat sie gesagt, "du hast gute Chancen hier einen zu sehen, heute sind schon drei über den Campground gelaufen." Kurz darauf habe ich auch das Schild entdeckt:
Hm, stellt sich unweigerlich die Frage: Wessen Territorium ist das hier eigentlich? Wer ist hier wirklich ungebetener Gast?
Am nächsten Morgen ist wieder herrliches Wetter, Sonnenschein mit ein paar Wölkchen, ein kleines bisschen herbstlich vielleicht. Gleich nach dem Frühstück gehen wir auf Wandertour. Ich gebe mir sehr große Mühe, keinem Bären zu begegnen und bin am Ende der schönen Wanderung froh, dass wir keinen gesehen haben.
Der legendäre Appalachian Trail ist wieder ganz in der Nähe und wir laufen ihn auch ein Stückweit.
An einer Picknick Stelle treffen wir einige AT-Wanderer, ganz Junge, aber auch Männer mit grauen Bärten, die Brotzeit machen und ihre nassen Zelte trocknen. Ich habe einen solchen Respekt vor den Leuten, die tausende von Kilometern laufen, mit ihren Rücksäcken auf dem Rücken, minimalst gepackt. Manche gehen den Trail tatsächlich in einer Saison von Georgia bis nach Maine. Die meisten allerdings etappenweise. Und das bei Wind und Wetter. Natürlich unterhalten wir uns später beim Wandern darüber, was die wohl gestern bei dem Unwetter gemacht haben, sicher haben nicht alle von ihnen noch rechtzeitig eine Schutzhütte zum Übernachten gefunden.
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